Das aktuelle Bus-System in Oberursel befindet sich – wie in vielen kleineren Gemeinden und Städten – am Ende einer Abwärtsspirale: Ein gutes Beispiel ist hier der Pendlerverkehr nach Frankfurt: Wer in Frankfurt arbeitet nimmt üblicherweise das Auto und parkt auf den Park&Ride-Parkplätzen an den S-Bahn Stationen (oder fährt gleich mit dem Auto in die Stadt). Warum?
Häufig hat man in Oberursel das Problem, keine direkte Anschlussverbindung zwischen dem schienengebundenen Verkehr und dem Bussystem zu bekommen. Steigt man bspw. in Stierstadt aus der S-Bahn aus, fährt einem eventuell der Bus vor der Nase weg, weil die S-Bahn 5 min Verspätung hatte. In der Folge kann man 30 Minuten warten - des Bustakt stimmt nicht mit dem S-Bahn Takt überein. Wem das zweimal passiert ist, der fährt wieder mit dem Auto zu S-Bahn, wenn er kann. Häufigerer Takt würde aber logischerweise zu deutlich höheren Kosten führen. Die Folge: Weitestgehend leere Busse fahren heutzutage insbesondere in den Abendstunden die immer gleichen Routen ab, obwohl diese kaum nachgefragt werden.
Das jetzige System beruht auf einem Prinzip, welches vermutlich 100 Jahre alt ist: Um zwischen dem Transportmittel und den transportieren Menschen zu vermitteln, definiert man eine fest Route und feste Abfahrtszeiten. Der Bus verspricht zu bestimmten Zeiten an bestimmten Orten zu sein und die Bürger können diese Pläne über diverse Medien einsehen und sich danach richten.
Im 21. Jahrhundert haben wir aber andere Möglichkeiten - Stichwort: Digitalisierung! Es ist heute technische ohne Problem möglich, das der Bus weiß, wo und wann er wie viele Menschen mitnehmen soll und wohin diese wollen (Also z.B.: 19 Uhr, S-Haltestelle Stierstadt, 5 Personen, Ziele A,B,C,D,F). Und genauso wichtig: Durch die flächendeckende Verbreitung von Smartphones können auch die Fahrgäste dynamisch informiert werden, wo und wann Sie zusteigen können.
Mein Vorschlag ist also, das jetzige System, durch ein On-Demand-System zu ersetzen. Im Unterschied zu den vielen On-Demand-Angeboten von ioki, Moia, Berlkönig usw., die ja gerade überall entstehen, stelle ich mir vor, dafür die vorhandenen Busse des ÖPNV zu nutzen und das On-Demand-Angebot am Anfang auf Schwachlastzeiten zu beschränken. Die Investitionskosten sind dadurch erheblich geringer - die Attraktivität des Busverkehrs wird aber von Anfang an deutlich größer.
Ein ähnliches Angebot gibt es im RMV-Gebiet ja bereits unter dem Namen AST – Anrufsammeltaxi (z.B. im Hochtaunuskreis: https://www.rmv.de/c/de/start/vht/unterwegs-im-hochtaunuskreis/anrufsammeltaxi-ast).
Die On-Demand-Busse würden die Personen einsammeln, von denen sie vorher angefordert wurden, womit eine direkte Verbindung gewährleistet wird. Unnötige Leer-Fahrten entfallen. Damit wird auch ein Beitrag zum Klimaschutz geleistet.
Es braucht somit keine festgelegten Zeiten mehr, zu denen der Bus an Haltestelle xy hält, sondern lediglich ein internetfähiges Handy.
Zeigt sich, dass das System in den Schwachlastzeiten funktioniert und nachgefragt wird, könnte man es auch auf andere Tageszeiten ausweiten.
Der Bus-On-Demand Ansatz ist natürlich nicht neu. Hier eine Liste der mir bereits bekannten Betreiber:
CleverShuttle - https://www.clevershuttle.de/
IOKI - https://ioki.com/
KEXI - https://kexi.de/
KVG-Offenbach Hopper - https://www.kvgof-hopper.de/
Mobility-on-Demand (Neustadt) - https://www.mobility-on-demand.com/faq/
Mobility as a Service (Siemens - HaCon) - https://www.hacon.de/
Passau - https://www.bayernkurier.de/inland/39267-mit-dem-rufbus-durch-den-bayerwald/
Gemeinsam ist diesen Ansätzen nach meiner bisherigen Analyse allerdings, das die als weitere Transport-Alternative gedacht sind und somit in Konkurenz zum fahrplangebundenen Nachverkehr stehen.
Falls jemand noch weitere Links auf Bus-On-Demand Anbieter oder Gemeinden, die damit experimentieren kennt, bitte gern als Kommentar posten, Danke.
Ich habe mittlerweile mit IOKI Kontakt aufgenommen. Die Firma bietet eine On-Demand-Plattform an (https://ioki.com/on-demand-plattform/) bestehend aus einer Fahrgast-App (Bus bestellen) einer Fahrer-App (Bus dahin steuern wo er gebraucht wird) und einem Administrations-Tool.
IOKI wäre auch gern bereit, die Lösung mal in Oberursel zu präsentieren.
Herzlichen Dank für diesen ausführlichen Beitrag und einen Lösungsvorschlag, wie das Bussystem in Oberursel attraktiver werden könnte.
ehrlich gesagt, mir ist ein engetakteter Busfahrplan lieber. Aber ich bin auch noch nie AST gefahren. Funktioniert das so, dass es IMMER innerhalb von 10 Min bei meiner nächsten Haltestelle ist, wenn ich anrufe? Dann wäre es einen Versuch wert. Klassisches Telefon muss funktionieren, Rufmöglichkeit an der Haltestelle auch, Smartphone & Computer Bestellung setze ich voraus.
"AST" ist Anruf Sammel Taxi - ja?
Es ist vieleicht nicht immer zu garantieren, das der Ruf-Bus in 10 da ist. Aber der Takt z.B. der Linie 44 - einmal pro Stunde (https://www.stadtwerke-oberursel.de/Bus/Stadtbus/Fahrplaene-Buslinien-Oberursel/Linie-44-ab-15122019.pdf) - ist auf jeden Fall zu überbieten!
Also mich würde ein solches Bussystem schon interessieren - besonders in den späteren Abendstunden, die ja von den Linienbussen ab ca. 20:30 Uhr nicht mehr bedient werden. Zur Zeit fahre ich immer mit dem Auto in die Stadt, würde es aber gerne auch mal zuhause lassen. Ich denke z.B. an eine Möglichkeit, mit dem Bus nach 20:00 Uhr heim zu kommen. Jedes mal Taxi ist mit hohen Kosten verbunden, für eine Fahrt mit dem Ruf-Bus würde ich allerdings gerne höhere Kosten als mit dem Linienbus in Kauf nehmen. Außerdem würde mir eine Ankündigung am frühen Abend genügen, die mir Auskunft darüber gibt, wann und wo ich im Ruf-Bus zusteigen kann. Es sollte aber schon irgendwie eine feste Route des Busses geben, an der man sich orientieren kann, was z.B. die Ausstiegsstelle angeht.